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Grabsteinstein von Jacob Schapiro.

Auf dem Grabstein von Jacob Schaprio  befinden sich die folgende Inschrift:

Jacob Schapiro, russischer Kriegsgefangener, 21 März 1891 – 8. Juni 1918 in Lübbecke

Alles was wir über Jacob Schapiro wissen, erfahren wir aus den Erinnerungen von Max Lazarus. (S. 176/177) Er war ein bescheidener frommer Jude aus Russland. Von Beruf war er Uhrmacher. Durch sein handwerkliches Geschick erwarb er sich Vertrauen und Achtung in der Stadt. Er hatte insbesondere die Aufgabe, die Turmuhr der evangelischen Kirche wöchentlich zu reparieren. Zusammen mit anderen französischen und russischen Kriegsgefangenen war er in Lübbecke in einem Lager untergebracht. Die Gefangenen mussten in der Landwirtschaft und in Fabriken arbeiten. Um die drei jüdischen Kriegsgefangenen kümmerte sich Max Lazarus in seelsorgerischer Hinsicht, nachdem die in Minden ansässige Militärbehörde seinen diesbezüglichen Antrag stattgegeben hatte. Daraufhin durften sie an einem Feiertag am Gottesdienst teilnehmen und bekamen in der jüdischen Schule zu essen.

Jacob Schapiro war Soldat des 9. Samsonov Regients. Das sieht man auf seinem Grabmahl zusammen mit einer Widmung in Kyrillischer Schrift und einem hebräischen Spruch.

Alexander W. Samsonov war General und Befehlshaber einer der beiden russischen Armeen, die im Sommer 1914  in Ostpreußen angriffen. Als er sah, dass seine Armee der Armee unter General Hindenburg bei Tannenberg unterlag, beging er aus Verzweiflung Selbstmord. Von den mehr als 150 000 russischen Soldaten fielen 50 000. Unter den 90 000 Gefangenen war aucg Jacob Schapiro

In dem harten und entbehrungsreichen Winter von 1917/18 zog sich Jacob Schapiro eine Lungenentzündung zu, die ihn – trotz guter Pflege im Krankenhaus – die ihm am 8. Juni 1918 das Leben kostete. Unter Teilnahme seiner Kameraden und der jüdischen Gemeindemitglieder fand Jacob Schapiro in Lübbecke seine letzte Ruhe. Wie Max Löwenstein, der in Frankreich beerdigt worden ist, waren beide jüdischen Glaubens, beide kämpften für ihr Vaterland und beide sahen ihre Heimat und ihre Familie nicht wieder.